Mit dem Kleinkind 4 Tage im Krankenhaus 》Gedankenmacherei am 08.10.18

Wie schnell GROßE Probleme plötzlich ganz klein werden können… und so unwichtig! Dinge die einen Wochenlang tagein, tagaus beschäftigt haben, verschwinden gänzlich von der Bildfläche. Ausgetauscht in echte, aktuelle Sorgen & Geschehnisse.

Doch kurz auf Anfang.

Als bei meinem Mann vor drei Wochen plötzlich anfing über Halsschmerzen zu klagen, war ich noch guter Dinge. Eine Erkältung ist zwar bei dem aktuellen Stress nicht unbedingt förderlich, aber keiner von uns ist aus Zucker, also nicht weiter tragisch. Als drei Tage später bei mir dann die Nebenhöhlen zugingen und meine Nase anfing zu laufen, mein Mann mittlerweile hustetet wie bekloppt und uns beiden alle Glieder weh taten, da merkten wir schon, dass die Erkältung sich in die Länge zog und vielleicht auch ne Grippe, oder eine Bronchitis oder was auch immer war. Wir quälten uns beide durch die nächsten Tage, schließlich ist unserer kleinen Tochter aktuell noch nicht ganz so wichtig wie es uns geht, solange wir uns bewegen und mit ihr lachen 😉 . Da man eine einjährige Räubertochter nicht wirklich auf Abstand halten kann (und will) wuchs unsere Hochachtung vor dem Immunsystem unserer Kleinen enorm, war sie schließlich die Einzige, der es scheinbar blendend ging.

So vergingen 1,5 Wochen. Keine wirkliche Besserung. Der Mann schleppte sich durch die Arbeit, da bald sein zweiter Elternzeitmonat anstand und er davor nicht auch noch fehlen wollte. Versteh ich auf der einen Seite, auf der anderen Seite war auch ich total am Arsch und wäre froh gewesen, ein bisschen Unterstützung bei der Unterhaltung der Räubertochter zu haben. Aber sei es drum. Auch ich hatte noch mit den Vorbereitungen zum 1. Geburtstag der Räubertochter zu tun. Und ja, ich weiß, sie wird sich nicht daran erinnern, aber deswegen wollte ich ihr trotzdem einen schönen Tag machen. Und uns – wir feiern schließlich ein Jahr Elternschaft. Also wurde ein kindgerechter Kuchen ohne Zucker gebacken, die Deko gebastelt und die Bude geschrubbt.

Nun ja… was soll ich sagen – ich hätte es auch lassen können.

In der Nacht auf ihren ersten Geburtstag schlief die Räubertochter schon recht schlecht, kein so arg guter Start in den Tag. Die Nacht war dann gegen 5.30 Uhr auch beendet, sie war quengelig und man merkte ihr an, dass es ihr nicht so gut ging. Im Laufe des Vormittags wurde sie immer wärmer, so dass wir gegen 11 Uhr beim Kinderarzt anriefen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nur leicht erhöhte Temperatur… Zum Glück durften wir kurz vor dem Start ins Wochenende gleich vorbei kommen, denn schon auf dem Weg in die Praxis wurde die Räubertochter immer deutlich heißer, dort angekommen zeigte das Fieberthermometer vom Kinderarzt auch sage und schreibe 40,5 Fieber. Mein armes kleines Würmchen, jetzt hatte sie den scheiß Virus doch noch abbekommen – ausgerechnet zum Geburtstag.

Mit einem Rezept für Fieberzäpfchen und vielen guten Ratschlägen verließen wir die Praxis, sagten der Familie, dass die Feier leider ausfallen müsse, holten die bestellte Geburtstagstorte ab, fuhren in die Apotheke und dann endlich wieder nach Hause.

Allerdings nur, um uns kurz drauf wieder auf den Weg zum Kinderarzt zu machen, da uns beim Wickeln aufgefallen war, dass die Räubertochter plötzlich rote Punkte am ganzen Körper bekam. Da uns der nette Kinderarzt ausdrücklich gesagt hätte, wir dürfen auch noch nach den Öffnungszeiten anrufen wenn etwas wäre, wollten wir die roten Punkte erstmal telefonisch abklären. Die Aussage „seien sie bitte in 5 Minuten in der Praxis – es kann was Schlimmes, oder was Harmloses sein, das müssen wir klären“ versetzte uns doch schon leicht in Panik… ähm ja.

Aber wir hatten „Glück“ (dachten wir)… keine Meningitis! Davor hatte der Doc Angst, das wäre der Schlimme-Fall gewesen. Evtl. Hand-Mund-Fuß, oder einfach nur der Virus, der sich halt auch über die Haut zeigt. Kein Grund zu größerer Sorge jedenfalls, in 2-3 Tagen hätten wir es überstanden.

Ach wenn wir gewusst hätten….

Aber zuerst waren wir guter Dinge. Das Fieber der Räubertochter ging schnell zurück, sie hatte gut gegessen und getrunken und war fast so fröhlich wie immer. Fast.

Die Nacht war dank der Zäpfchen recht ruhig, sie schlief gut und wir auch. Am nächsten Morgen war die Temperatur nur leicht erhöht und wir verzichteten erstmal auf fiebersenkende Mittel. Wir dachten, wir hätten das Schlimmste rum. Am Nachmittag dachten wir dann, unsere Kleine hätte sich jetzt zu allem Elend auch noch irgendwo gestoßen, da ihr Auge plötzlich etwas hing und leicht geschwollen aussah. Da sie sich aktuell überall hoch zieht und entlang hangelt, wäre das jetzt nicht das erste Mal gewesen, dass das vorgekommen wäre. Komisch war nur, dass wir nichts mitbekommen hatten. Kein Weinen, kein Bollern. Dr. Google wies noch daraufhin, dass das Auge von der Erkältung/dem Virus geschwollen sein könnte. Falls die Nebenhöhlen nicht ganz frei wären.

Am Sonntag dann das gleiche Spiel. Temperatur nur minimal erhöht, Auge noch dick, allerdings fällt uns auf, dass die Räubertochter kaum krabbelt. Bleibt sitzen und fängt an zu weinen wenn man sie nicht holt. Wir denken sie hat Gliederschmerzen von der Erkältung, oder ist einfach K.O, da sie ansonsten gut drauf war. Als ich dann am Abend vom Besuch bei einer Freundin nach Hause zurück gekommen bin, erzählte mir mein Mann, dass er glaubte, dass ihr der Arm weh tut. Sie wäre nicht zu faul gewesen zum krabbeln, sie könnte es plötzlich irgendwie nicht mehr. Und außerdem hätte er das Gefühl gehabt, dass das Auge etwas dicker geworden wäre. Wir beschlossen am nächsten Morgen gleich nochmal beim Arzt anzurufen und das abklären zu lassen. Aktuell schlief die Räubertochter friedlich.

Gesagt getan. Um 9 Uhr am nächsten Morgen, standen wir wieder in der Kinderarztpraxis auf der Matte. Fieber hatte die Räubertochter zu diesem Zeitpunkt keines. Unser Problem waren jetzt das geschwollene Auge und der Arm der scheinbar nicht mehr so funktionierte wie er sollte. Heute waren wir bei Ihr, der Kinderärztin. Sie schaute sich das Auge an und uns meinte dann zu uns, dass das ein Stich wäre, sie könne da was erkennen, wir sollten uns keine Sorgen machen, das wäre in ein paar Tagen weg. Nix dran machen. Allerdings machte ihr der Arm etwas Sorgen, sie hatte keine Erklärung dafür. Die Räubertochter schien außer beim Krabbeln, keine Einschränkungen zu haben. Auch machte sie beim Anziehen nicht den Eindruck, als hätte sie schmerzen. Das war alles etwas komisch. Aus diesem Grund bat uns die Ärztin zur Chirurgie der Kinderambulanz in die Stadt zu fahren.

Dort angekommen erklärten wir an der Aufnahme unser Anliegen, sagten wir sollten zur Chirurgie. Die Dame am Empfang deutete auf das Auge der Räubertochter „Und was ist mit ihrem Auge“? Wir schilderten das von der Kinderärztin Gesagte, woraufhin die Dame beschloss uns nach der Chirurgie doch auch lieber noch zum Kinderarzt zu schicken, der sich das Auge mal genauer anschauen sollte. Irgendwie wirkte es auch plötzlich noch geschwollener als die ganze Zeit.0

Nach ca. 2,5 Stunden im zugigen Wartebereich wurde die Räubertochter immer quengeliger, ihr Auge wurde dicker und ich hatte das Gefühl, dass auch die Temperatur wieder gestiegen war. Zudem war sie müde und hungrig – keine gute Mischung bei einem einjährigen Kleinkind… Gar keine gute Mischung.

Ach und hab ich schon erwähnt, das unsere Räubertochter eine ausgeprägte Männerphobie hat? Kein Mann außer Papa darf die Madame anfassen, geschweigenden auf den Arm nehmen. Nicht mal der Opa. Oftmals reicht sogar schon wenn sie Einer anguckt, besonders wenn es bärtige Männer sind. Wir haben keine Ahnung wo das her kommt, aber es ist so, ganz deutlich. Und so hat es uns nicht gerade das Leben erleichtert, dass fast alle Ärzte in der Notaufnahme männlich waren. Unsere Tochter wollte sich partout nicht anfassen lassen, schrie um ihr Leben und hatte einfach keinen Bock auf das Alles. Schnell wurde klar, hier liegt kein chirurgisches Problem vor. Plötzlich war das Fieber wieder richtig da. Das Auge wurde immer dicker, sie bekam es kaum noch auf und das Lid wurde ganz rot. Überhaupt wurde sie plötzlich am ganzen Körper rot. Vor Aufregung gepaart mit Fieber, meinte der Doc später. Wir wurden erneut gebeten zu warten. Es kamen mehrere Oberärzte, es wurden Ultraschall(s)??) vom Kopf, vom Auge, vom Arm und weiß Gott von wo überall gemacht. Ich war sehr froh drum. Mittlerweile machte mir das Ganze, von dem ich ja nicht mal wusste was es war, große Sorgen. Ihr wurde Blut abgenommen und ein Zugang fürs Antibiotika gelegt. Zu viert mussten wir die Räubertochter halten um ihr nicht weh zu tun und um irgendwie die Nadeln an Ort und Stelle zu bekomme. Ich hätte heulen können, sie tat mir so leid. Wie sie mich angeguckt hat.. und nicht verstanden, was eigentlich grad passiert…

Als wir dann auch noch hörten, dass wir stationär aufgenommen werden müssten, da unsere Tochter sich wohl Bakterien ins Auge gerieben hätte (Präspetale Cellulitis nennt man das) und unbedingt Antibiotika bräuchte, da wusste ich so gar nicht mehr wie mir geschieht. Ich dachte sie hätte einen Stich und plötzlich muss sie ganz schnell Antibiotika bekommen, damit die Bakterien nicht ihr Auge oder ihr Gehirn angreifen, da das bei so kleinen Kindern halt noch sehr nah hinter dem Auge liegt und daher die Gefahr größer ist… Ich kann gar nicht sagen, wie viel Panik ich in diesem Moment hatte, da wusste ich aber noch nicht, was die nächsten Tage auf mich zukommt…

Mein Mann fuhr gegen 17.30 Uhr nach Hause um Sachen für mich und die Räubertochter zu holen. Wir waren ja schließlich heute morgen um 9 Uhr gestartet, im sicheren Glauben bald wieder zuhause zu sein. Keiner von uns hätte auch nur im Entferntesten damit gerechnet, dass wir ins Krankenhaus müssen und erst recht nicht, dass wir länger dort bleiben müssen. Als man uns sagte, dass die Behandlung bis zu fünf Tagen andauern würde, kam der nächste Panik Moment. FÜNF Tage??? Fünf Tage soll ich die Räubertochter davon abhalten sich diesen winzig kleinen, verschissenen Schlauch nicht aus dem Arm zu ziehen? Hallo? Habt ihr mein Kind gesehen? Die sitzt keine Sekunde still. Nicht mal mit 40,5 Fieber. Wie in Gottes Namen soll ich DAS denn schaffen… nun ja, was soll ich sagen. Ich hab es nicht geschafft. Keine Stunde später war der mühsam gelegte Zugang schon nicht mehr zu gebrauchen und ich schon das erste Mal am weinen, da ich ja wusste, dass sie sie jetzt wieder „piecksen“ müssen. Gesagt getan… Zwei Versuche der Schwestern sind am Babyspeck der Maus gescheitert. Danach haben wir eine Pause gebraucht. Sie und ich. Ich hasse es mein Baby so weinen zu sehen. Das tut jede Mutter, ist mir klar. Nur die Räubertochter weint eigentlich nie. Selbst als Baby hat sie kaum geweint, sie war von Anfang an ein zufrieden gluksender Sonnenschein. Ich bin es überhaupt nicht gewohnt mein Kind so weinen zu sehen. Jammern auf hohem Niveau – weiß ich – aber das macht es für mich halt trotzdem nicht leichter. Ich bin da so hilflos und überhaupt nicht cool. Zum Glück war mein Mann bald wieder da, und konnte die Räubertochter dann zum erneuten Versuch begleiten. Dieses Mal ein war es der Arzt, der einen weiteren Versuch wagte, dieses Mal in den Spann. Und es klappte auf Anhieb (wobei ich glaube, der Arzt hatte auch etwas schiss vor meinem Mann, der ihm direkt mitteilte, dass er sich das keine zweimal anguckt und das das jetzt klappen muss).

Der Zugang im Fuß war etwas leichter zu handeln als im Arm, aber trotzdem schwierig. Ich kann nur schätzen, dass wir täglich sicher um die 20 mal klingeln mussten, weil das Gerät, dass die Antibiotika-/Flüssigkeitszufuhr regelte, Alarm schlug. Immer war der Schlauch verdreht, abgeknickt oder sonst was. Rund lief es eigentlich nie. Ich erinnere mich noch, wie ich am zweiten Tag heulend zu der Schwester sagte „Was soll ich denn machen, ich kann sie doch nicht fest binden“ und diese mir versicherte, dass ich nichts machen könne, dass es einfach schwierig sei bei Kindern in dem Alter. Das hatte mir ein bisschen geholfen, ich hatte mich schon wie der größte Versager gefühlt und es tat mir leid, dass ständig jemand deswegen zu uns kommen musste, hatten die eh alle so viel zu tun.

Da saßen wir nun im Krankenhaus, ich auf dem Eltern- Klappbett knapp über dem Fußboden, undmeine Tochter in ihrem Gitter-Gefängnis gefühlt zwei Meter über mir. Wobei gesessen bin ich eigentlich nie, mein Arm war zu kurz. So stand ich stundenlang am Bett der Räubertochter und versuchte den Zugang zu retten oder meine Kleine vom zu wilden rumtoben abzuhalten. Oder davon aus dem hohen gitterbett zu springen in dem sie keinen Platz hatte sich zu bewegen.

In der ersten Nacht hatten wir Glück. Die Räubertochter und ich waren alleine im Zimmer. Wenigstens was, dachte ich mir, denn ich hatte schon Panik davor, wie die Nacht werden würde. Solange sie wach war, konnte ich sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Selbst den Gang zur Toilette musste ich mir verkneifen solange mein Mann nicht da war, sonst zog sie sofort an dem Schlauch der da aus ihrem Fuß hing. Und weiß Gott, DAS WOLLTE ICH VERHINDERN. So stand ich gefühlt 18 Stunden am Bett meiner Tochter, oder trug sie durch die Gegend, immer darauf bedacht, nicht mit dem Schlauch, dem Gerät oder sonst irgendwas, irgendwo hängen zu bleiben. Die Räubertochter wollte krabbeln, ging aber nicht mit dem Schlauch, der war zu kurz. Ganz davon abgesehen, war der Boden im Krankenhaus dreckiger als auf der Straße, da hätte ich sie auch so nicht krabbeln lassen wollen. Aber nochmal zur ersten Nacht. Sie war nicht schön, sie war kurz, und auch da stand ich die meiste Zeit am Gitterbett der Räubertochter, da jeder Stuhl zu niedrig war. Irgendwann ist sie eingeschlafen. Mit vielen Unterbrechungen haben wir die Nacht allerdings geschafft.

Als wir am zweiten Tag einen kleinen Jungen mit seinem Vater ins Zimmer bekamen, dachte ich mir schon, dass es etwas schwieriger werden würde. Wie schwierig, wusste ich aber noch nicht. Der kleine, sehr süße Junge war ca. 4 Jahre alt, er war bzw. ist Autist und hat Probleme mit dem Magen. Leider sprach sein Vater nur sehr schlecht deutsch, weshalb eine Unterhaltung schwierig war. Der kleine Junge sprach gar nicht. Er spielte mit seinen Tieren und Spieluhren, war ein sehr ruhiger Junge, der von den Knöpfen fasziniert war die überall an den Geräten und im Zimmer blinkten. Sein Vater war ständig damit beschäftigt, den Kleinen wieder einzufangen, wenn er sich mal wieder klamm heimlich davon geschlichen hatte und schnell wie der Wind mit seinen kleinen Fingern alle Knöpfe drückte die er zu fassen bekam. Wir wussten schnell, wie man den „Notruf“ wieder zurücksetzte.

Ich hatte mir nicht weiter Gedanken gemacht über die kommende Nacht. Der Tag mit den beiden verlief friedlich und war überhaupt nicht unangenehm. Jedoch hatte der kleine Junge wohl so seine Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Immer wieder stieß er hohe, quiekende Schreie aus. Unvermittelt und sehr laut. Nicht schlimm für mich, allerdings muss es meine Tochter so erschreckt haben, dass sie nach kurzer Zeit so hysterisch am Schreien war, wie ich es das ganze letzte Jahr noch nicht erlebt hatte. Ich bekam sie gar nicht beruhigt. Sie verbog sich in meinen Armen, machte sich steif und strampelte mit ihren kurzen Beinchen wie wild nach dem Schlauch und allem was ihr zu nah kam. Das kurze Zeit drauf wieder unser Infusionsgerät anfing zu piepsen, weil nix mehr durchging, muss ich wahrscheinlich gar nicht erst erwähnen. Ich klingelte nach der Schwester. Konnte mich ja kein bisschen von der Stelle bewegen… Kind, Schlauch, Infusions-Ständer, das daran befestigte penetrant piepsende und rot blinkende Gerät das die Räubertochter nur noch wahnsinniger machte und immer wieder laute, grelle Schreie vom Nachbarbett. Ich konnte kaum was erkennen im dunkeln, kam aber mit meiner Tochter und dem bekackten Infusions-Ständer auch nicht durch den schmalen Gang zwischen meinem Klappbett und ihrem Metall-Gitterbette. Die Reifen hakten irgendwo. Das Kind schrie und mir liefen mittlerweile auch schon die Tränen in Strömen über das Gesicht. Ich war nass geschwitzt und völlig durch mit den Nerven. Einige Fluch-Attacken kamen mir über die Lippen. Über den scheiß Laden, das marode Klappbett, das noch viel beschissenere Gitterbett, das mehr als nur einen Tropfen Öl nötig gehabt hätte, und dessen Stäbe so eng waren, dass ich nicht mal meinen Arm durch bekam um der Räubertochter einen Schnuller zu gebenIch verfluchte die ganze beschissene Situation und hatte echt überhaupt keine Ahnung, wie ich diese Nacht durchstehen sollte. Gefühlt stand ich selbst gleich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Vor allem, wenn nicht endlich irgend jemand kommen würde um meiner Tochter und mir zu helfen.

Nach ca. 20 Minuten dann das erlösende Klicken der Zimmertür. Licht wurde angeknipst und die Schwester kam herein. Doch nicht die nette Nachtschwester vom Tag zuvor, die mir sogar von sich aus ein Glas heiße Milch mit Honig gegen meinen blöden Husten angeboten hatte, kam herein… Nein, die böse Stiefmutter höchstpersönlich stand plötzlich tief ausschnaufend und leicht genervt vor mir. Ich hab keine Ahnung wie diese mies gelaunte Dame hieß, die gleich feststellte, dass es ja ein Wunder wäre, dass der Schlauch noch nicht ganz herausgerissen wäre, so wie DiE strampelt <waaaaas? Da wäre ich ja nie drauf gekommen>. Auf meine etwas geschluchzte Frage, ob meine Tochter den Schmerzen hätte, da ich sie noch nie in ihrem Leben hab so schreien hören, bekam ich ein mürrisches „Ich glaub die hat sich bloß erschrocken und für SOWAS hab ich jetzt auch überhaupt keine Zeit“ vor den Latz geknallt. <Bääääm> da steh ich mal wieder. Abgewatscht von einer dummen Alten, die ihre scheiß Laune an mir auslässt. Grundlos. Kann mir mal einer erklären, warum das immer Leuten passiert, die besonders bemüht sind freundlich zu sein? Oder scheiße sonst bloß alle drauf? Ich bin mir durchaus über die wichtige, harte und viel zu schlecht bezahlte Arbeit aller Pflegekräfte bewusst. Ich wertschätze und respektiere ihre Arbeit in höchstem Maße. Ohne diese engagierten Menschen, wäre die Welt ein deutlich schlechterer Ort. Das ist mir alles bewusst und genauso behandle ich auch jeden dieser hart arbeitenden Menschen. Freundlich, zuvorkommend, höflich. Ich gehöre zu denen, die lieber auf das Wasser verzichtet als die Schwester ein zweites Mal darum zu bitten, da ich weiß sie ist im Stress. Ich versuche alles selbst zu machen, niemanden zur Last zu fallen. Bedanke mich für alles was für mich/uns getan wird und bin sehr geduldig, nehme mich gerne zurück, dolmetsche wenn ich kann oder versuche allen die Zeit etwas angenehmer zu machen, mir selbst natürlich auch. Und meistens werde ich dann genauso entgegenkommend & freundlich behandelt. So entstehen auch mal nette Kontakte während der Aufenthalte wie z.b nach der Geburt. Gute Gespräche werden geführt und Sympatien sind spürbar. Warum denn auch nicht? Was hat man denn davon sich gegenseitig runterzuziehen, nur schlechte Laune.

Naja, und dann kommt da eine Frau, die gesehen hat, dass ich kämpfe. Um Fassung, aus Angst in der neuen Situation. Höflich hab ich sie gefragt, weil ich mir sorgen gemacht habe, wie doch wahrscheinlich jeder es tun würde? Ich hatte ihr gesagt, dass es mein erstes Kind ist, ich keine Erfahrung habe – schon gar nicht mit Krankenhausaufenthalten und geschwollenen Augen. Förmlich um ein bisschen Hilfe bettelnd mit dem immer noch hysterisch schreienden Kind im Arm, völlig überfordert in dem Moment .

Ich erwarte keine tröstenden Worte, nicht, dass sie jemanden anderen warten lässt der es nötiger hat. Aber ein bisschen Empathie, ein bisschen Einfühlungsvermögen, zwei Sätze zur Aufmunterung, um die Sorgen der verzweifelten Mutter wenigstens etwas zu lindern, das ist zuviel verlangt? In einem Pflegeberuf? Ich war echt enttäuscht. Enttäuscht, dass ich mal wieder versucht habe es den Menschen vor Ort recht zu machen, nicht aufzufallen, höflich zu sein – nur für was eigentlich? Es bringt mich in solchen Situationen oft nicht weiter, ich bin zu weich – ZU freundlich – ZU darauf bedacht niemandem auf die Füße zu treten um ja nicht negativ aufzufallen und dann schlägt mir in solchen Momenten die beschissene Freundlichkeit mitten ins Gesicht und zischt „Fick Dich“.

Und wie ich eben feststelle, weiß ich eigentlich gar nicht, was ich mit diesen TagesGedanken sagen wollte. Nichts wahrscheinlich. Ich wollte es einfach nur loswerden, reflektieren. Die vier Tage im Krankenhaus hab ich wie im Nebel erlebt. Immer in Sorge um die Räubertochter und ständig das Gefühl völlig am Limit zu sein.

Um das Ganze jetzt noch etwas abzukürzen.

Die Räubertochter schlief nach gefühlt 40 Minuten „um ihr Leben schreien“ erschöpft in meinem Arm ein. Da die Schwester das Gitterbett (warum auch immer) zugemacht hatte, man es aber nur mit beiden Händen und dem Fuß öffnen konnte, blieb mir nichts anderes übrig als mein Kind auf das mir zugeteilte Klappbett zu legen. Aus Angst der quietschende Krach der Gitterstäbe beim öffnen des Bettes würde sie wieder wecken oder auch aus Angst, das irgendeine Berührung sie wecken würde, breitete ich mein Duschtuch auf den total dreckigen, verklebten vierzig Zentimetern, zwischen/unter Gitterbett und Klappbett aus und setzte mich darauf.

So blieb ich die nächste Stunde sitzen und weinte still vor mich hin und erschrak von den Schreien des kleinen Jungen.Mir war alles zuviel. Mein ständiger Reizhusten, den ich im Kopfkissen zu ersticken versuchte und die laufende Nase die ich mich nicht recht traute zu putzen um ja keinen Krach zu machen, machten das Elend perfekt. Ich schrieb meinem Mann, dass er mich am nächsten Morgen gleich ganz früh ablösen müsse, da ich sonst zusammenklappe. Am liebsten hätte ich geschrieben er soll sofort kommen und mit mir tauschen, traute mich dann aber doch nicht um Mitternacht noch so ein Theater im Krankenhaus zu machen. Die eine Nacht würde ich auch noch schaffen.

Und klar schafften wir sie. Die Räubertochter schrie zwar noch einige Male da ich den verlorenen Schnuller in dem Drecksbett nie gleich gefunden habe, aber ich war so Müde, erschlagen und fertig mit der Welt, dass das alles irgendwie vorbei ging und ich einfach nur funktionierte.

Der Mann hatte am Tag drauf eine ebenso beschissene Nacht, was soll ich sagen, wir waren GameOver als wir endlich wieder nach Hause durften.

Aber als wäre das alles noch nicht genug gewesen, überkam mich am Abend, als ich ENDLICH mal wieder auf meiner Couch lag, ein komisches Gefühl in der Magengegend… Was folgte war stundenlanges Gekotze. Die letzte Energie landete in der Kloschüsseln und nichts, aber auch gar nichts, blieb drin. Zehn Stunden „sterben wollen“ später, wurde es langsam besser. Just in dem Moment klagte der Göttergatte über ein komisches Gefühl im Magen… Ja was soll ich sagen, ihr könnt euch ja denken wie es weitergeht 😉

Nur soviel noch. Heute, drei Tage nach dem wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, sind wir auch tatsächlich alle drei wieder gesund und munter 😉

Es kann ja eigentlich nur besser werden!

Eure Ennebi♥

2 Kommentare zu „Mit dem Kleinkind 4 Tage im Krankenhaus 》Gedankenmacherei am 08.10.18

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