Solange ich denken kann, beschäftigt mich das Thema Freundschaft, ganz besonders das Thema „Freundinnen“. Ich gehöre nicht zu der Sorte Menschen, die noch Freunde aus Kindheitstagen hat. Gut, wir sind umgezogen als ich 11 war, aber wenn ich ehrlich bin war das nicht der Grund. Ich erinnere mich noch daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt sogar fast froh war umzuziehen, hatte ich mich schließlich mit so ziemlich allen meinen engeren Freundinnen zerstritten. Dabei wünschte ich mir schon damals nur eine „echte Seelenverwandte“… auch wenn ich das mit 10 sicher nicht als solche bezeichnet hätte. Damals ging es eher um eine Freundin zum Pferde stehlen, eine der man alle Geheimnisse erzählt, mit der man zusammen durchs Leben geht, komme was wolle. So waren schließlich alle Freundschaften in den vielen Büchern die ich las. Unzertrennliche kleine Mädchen, die für die jeweils andere durchs Feuer gingen.
Und sicher, solche Mädchen gibt es und solche Freundschaften gibt es. Jedoch wurde mir die Freundschaft zu so einem Mädchen in früher Jugend wohl nicht vergönnt. Im Kindergarten- und Grundschulalter muss ich rückblickend betrachtet wohl sagen, dass mein erster Versuch einer solchen Freundschaft weniger an meiner damaligen Freundin, als an ihrer Mutter scheiterte. Nicht, dass sie mich nicht mochte, aber ich zählte zu der Sorte Kinder, die ziemlich wild und laut waren und den Kopf voller Unfug hatten. Bei Mädchen nicht ganz so gerne gesehen, bzw. ich wurde wohl eher in die Ecke „frech. vorlaut, verzogen“ gesteckt, wobei ich das nicht unbedingt war – ich würde es eher „aufgeschlossen, neugierig und sehr direkt“ nennen. Fand ich mich oder jemanden anderen der mir nah stand, ungerecht behandelt, dann stand ich für meinen Gegenüber oder mich ein. Nichts fand und finde ich schlimmer als Ungerechtigkeit.
Naja, mein Hang zur Gerechtigkeitsliebe war sicher nicht das Problem, eher die vielen Ideen, die ich immer hatte und die Tatsache, dass ich ihre Tochter immer mitzog. Viele dieser genialen Ideen, endetene wie das als Kind so ist, im Dreck, Chaos oder mit jeder Menge Ärger die wir bekamen. Als dann noch ein süßes kleines Mädchen in die unmittelbare Nachbarschaft meiner besten Freundin zog (ich konnte leider nicht zu Fuß zu ihr laufen, wir waren also für ein Treffen außerhalb von KiGa/Schule/Sport auf unsere Mütter angewiesen) schlich sich das Ende unserer Freundschaft langsam an….
Das süße, nette Mädchen, nennen wir sie „Ella“, spielte schon mit 6 Jahren mehrere Instrumente, sprach fließend deutsch und englisch (da sie zuvor in London gelebt hatten), tanzte, sang, turnte und das alles mit einer Leichtigkeit, als wäre sie dafür geboren. In allem war Ella die Beste. Im Kindergarten waren wir noch in verschiedenen Gruppen, so dass Jana und sie sich nur durch die Eltern kannten. Als wir jedoch in die Grundschule kamen, alle in einer Klasse waren, da spürte ich zum ersten Mal, dass diese Ella mir meine Jana „wegnehmen“ würde. Ich wurde immer weniger zum spielen eingeladen, hörte immer nur am nächsten Tag in der Schule, wie Ella und Jana zusammen bei sich oben in der Spielstraße zusammen Fahrrad gefahren sind. Ich weiß noch genau, dass mir das furchtbar weh tat, weil ich so gar nicht verstehen konnte, warum Jana diese Ella mir vorzug. Schließlich kannte ich sie seit ich denken konnte. Wir hatten tolle Spielenachmittage, turnten gemeinsam in einem Verein und hatten immer viel zu lachen. Was also, hatte diese Ella, was ich nicht hatte und warum darf sie mir meine Freundin klauen? Nach der Grundschule verlief sich unser Kontakt dann komplett, zu diesem Zeitpunkt, war Ella längst ihre beste Freundin… Und wer weiß, bestimmt sind sie noch heute befreundet.
Danach verliefen meine „Mädchen-Freundschaften“ alle ähnlich. Wie soll ich es beschreiben… Sagen wir mal so. Ich war kein hässlicher Teenager, aber habe auch nie zu den Mädels gehört, mit denen jeder befreundet sein wollte, besonders nicht die Jungs, da ich zu dieser eher zu den moppeligeren Mädchen gehörte, was in den 90gern nicht unbedingt angesagt war. Trotz dieses „Makels“, (den ich schon durch meine Eltern in frühen Jahren eingeprägt bekam), war ich meist bei den coolen dabei, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich kein ungeselliger Mensch bin, gerne lache und auch ander zum lachen bringen kann. Aber wie das so ist mit denen, die zwar bei den coolen dabei sind, selbst aber vielleicht nicht ganz so cool sind, weil man in den gerade angesagten Overknee-Strümpfen eher aussieht, als wären die Trombosestrümpfe nicht mehr abgegangen, dann lädt das wohl viele andere ein, diese Situation für sich zu nutzen.
Und so kam es, dass meine Hilfsbereitschaft und mein oftmals sehr naives Urvertrauen „neuen“ Leuten gegenüber, häufig dazu geführt hat, dass ich am Anfang dachte, ich hätte jetzt ne Freundin fürs Leben, die Freundin jedoch nach dem Sie „in der Clique“ war bemerkte, dass da noch mehr geht ausser der pummeligen Gedankenmacherin und ich dann am Ende alleine da stand. Mädchen können echt fies sein, dazu zähle ich mich auch. Ich bin der liebste Mensch der Welt ausser man will mir schaden. Dann kann ich jemanden verbal verprügeln wenn es ein muss.
Aber ich schweife ab.
Das Thema „beste Freundin“ war nach der Pubertät abgehakt. Ich hatte meinen ersten Freund, genug gute Bekannte und sehr, sehr viele männliche Freude, mit denen ich tatsächlich mega gut klar kam. Nach den ersten 18 Jahren meines Lebens, war ich fast so weit zu glauben, ich sei ein furchtbarer Mensch und jeder der mich besser kennt, fängt an mich zu hassen. Sowas macht es mit einem Mädchen, dass von tuten und blasen noch keinen Schimmer hat. Heute würde ich mein kleines ich von damals gerne in den Arm nehmen und ihm versprechen, dass das Leben noch soviel schönes bereithält. Hätte ich gewusst, dass aus mir „doch noch was wird“…, ich glaube das hätte mir viel Tränen und Selbsthass erspart.
Aber wenn ihr denkt, das wars mit den schlechten Erfahrungen in Sachen Freundschaften, dann habt ihr euch getäucht. Nach dem ich über knapp 8 Jahre hinweg, keine „Freundin“ enger an mich rangelassen habe, kam der Moment als ich urplöztlich in eine Frauenfreundschaft der besonderen Art schlitterte…und nein, damit meine ich nicht, dass wir Sex hatten oder auch nur daran dachten-
Es war eine dieser Freundschaften, die ich mir früher immer wünschte. Da war sie, die Schwester die ich nie hatte.
Comming Soon: Teil 2
Auch wenn ich mit Mara heute keinen Kontakt mehr habe, ihr zeitweise alles mögliche an Boshaftigkeiten gewünscht habe, so bin ich heute doch froh, dass es die Zeit mit ihr gab, denn auch ich habe von dieser Freundschaft profitiert, ich bin sehr daran gewachsen.
Mara lebt heute zusammen mit meinem Ex, quasi mein Leben. Wie schleichend ihre narzisstische Persönlichkeit zum Vorschein kam und was dann alles passiert ist, könnte man auch verfilmen… erzähl ich euch beim nächsten Mal.
Schlaft schön,
Eure Ennebi♥